Warum Barrierefreiheit mehr als eine Rampe ist

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24.01.2023, Sabrina Weyh

Die meisten von uns denken bei Barrierefreiheit entweder an die digitale Barrierefreiheit oder an die physische Barrierefreiheit. Aber was ist, wenn Menschen Barrieren beim Lesen und beim Verstehen haben? Nicht zu Verstehen bedeutet, sich nicht informieren zu können, nicht teilhaben zu können, immer um Hilfe bitten zu müssen. Leicht verständlich zu schreiben ist eine gute Möglichkeit möglichst viele Menschen zu erreichen.

Spaß am Lesen Verlag
(c) Ralf Beekveldt

Für Webseiten ist die digitale Barrierefreiheit mittlerweile ein gängiger Begriff. Immer mehr Agenturen und Anbieter:innen sind auf dem Markt und bieten ihre Dienstleistung an. Aber wie sieht es mit der Verständlichkeit aus? Verstehen die Nutzer:innen die Texte? Kommt der Text bei der Zielgruppe an?

In meinen Fortbildungen rede ich immer wieder von der berühmten Zielgruppe „alle“. Wenn ich meine Kund:innen frage, wen sie denn erreichen wollen, höre ich meistens „möglichst alle“. Und darin liegt genau die Schwierigkeit. 
 

Wie erreiche ich möglichst alle Menschen?

Mit der TÜV-zertifizierten capito-Methode kann man Menschen mit unterschiedlichen Sprachverständnis auf der passenden Sprachstufe ansprechen und erreichen. Die Kernaussauge des Textes wird dabei an den Anfang gestellt. Die Kernaussage ist sehr einfach geschrieben. So kann man sich einen guten Überblick über den Inhalt des Textes verschaffen.

Je nach Länge und Komplexität des Textes kann man dann das Sprachlevel anheben: Zuerst die Kernaussage des Textes auf Sprachlevel A1, dann niederschwelliger Wissensaufbau auf Sprachlevel A2 und dann umgangssprachliche Detailinformationen auf B1. Das ist das Prinzip des capito-Stufenmodells.

Knapp 17 Millionen Menschen in Deutschland können nicht gut lesen oder schreiben

Studie Uni Hamburg

Die meisten Informationen von Firmen und Behörden sind für diese Menschen nur schwer zu verstehen. Wer leicht verständlich kommuniziert, wird besser und schneller verstanden. Dadurch werden nicht nur Missverständnisse und Fehlinformationen verhindert, sondern auch Kosten verringert und Inklusion gefördert.

Welche Vorteile hat leicht verständliche Sprache?

Mehr Reichweite
Sind Texte leicht verständlich formuliert, werden sie auch von mehr Menschen verstanden. Die Informationen erreichen mehr Menschen.

Höhere Zufriedenheit
Leicht verständliche Texte vermeiden Missverständnisse und steigern die Zufriedenheit der Nutzer:innen.

Inklusion
Eine barrierefreie Sprache trägt unmittelbar zu einer inklusiven Gesellschaft bei und ermöglicht Menschen damit ein selbstbestimmtes Leben.

Nur wer versteht, kann auch entscheiden. Nur wer versteht, kann an der Gesellschaft teilhaben. Nur wer versteht, hat gute Voraussetzungen für ein selbständiges Leben.

Sabrina Weyh

Leitung Kompetenz-Zentrum für Barrierefreiheit der Rummelsberger Diakonie – capito Nordbayern | Sabrina Weyh leitet seit 2016 das Zentrum. Sie berät und gibt Schulungen für leicht verständliche Sprache.

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