Wie digitale Gleichstellung und Zugänglichkeit gelingen kann – Einblicke von Noblesse Oblique

24.10.2024

Noblesse Oblique zeigt, wie Inklusion und Diversität von Anfang an in der Softwareentwicklung verankert werden können. Von barrierefreier UX bis hin zu inklusiven Kommunikationskonzepten – das Studio schafft innovative Lösungen, die Unternehmen helfen, Inklusion in ihre digitale Strategie zu integrieren. Wie das geht, verraten Ha-Phuong Nguyen und Alide von Bornhaupt im Interview.

Alide von Bornhaupt und Ha-Phuong Nguyen haben mit Noblesse Oblique ein Studio gegründet, das sich der digitalen Inklusion und Gleichstellung verschrieben hat: “Das Digitale ist ebenso wichtig wie das Analoge! Wir sehen es als zentrale Aufgabe, ein besseres Verständnis für die enge Verbindung zwischen Inklusion, Diversität und den digitalen Anforderungen zu schaffen und setzen es in der Softwareentwicklung um. Viele Teams können sich keine UX-Design-Rolle als Festanstellung leisten, UX-Writing noch weniger. Darum gehen wir in die unternehmensinternen Teams und unterstützen im Projekt, der Produktentwicklung und mit Weiterbildungen. Wir schaffen eine Basis aus Awareness, Wissen und Motivation, damit barrierefreie User Experience, Kommunikationskonzepte und digitale Softwareprodukte wie Web-Apps und -Seiten inklusiv konzipiert und umgesetzt werden können – passend zum kommenden Barrierefreiheitsstärkungsgesetz.”.

Inklusion und Diversität: miteinander verwoben, aufeinander aufbauend

Die Aspekte von Inklusion und Diversität sind vielschichtig. Hier setzt Noblesse Oblique an und bereitet Inhalte didaktisch auf, um sie Unternehmen und deren Mitarbeitenden verständlich anzubieten. Dem Team ist die Vermittlung von Fakten ebenso wichtig wie die Umsetzung:

„Denn nur Menschen mit genügend Informationen können fundierte Entscheidungen treffen.”

So sollen in Unternehmen die verschiedenen Dimensionen von Inklusion verankert und Strukturen geschaffen werden, die möglichst heterogene Perspektiven berücksichtigen - wie neurodivergente Usability oder inkludierende Führung. Barrierearme Sprache beispielsweise ist dabei eine von vielen Stellschrauben im Ansatz von Inklusion, Diversität und Gleichstellung.

Sprache und Kommunikation als Basis von Inklusion

Für Co-Founderin Ha-Phuong Nguyen geht es nicht nur um technische Zugänglichkeit, sondern auch um eine zugängliche Sprache. Sie erstellt Kommunikationskonzepte, bewegt sich zwischen „sexy“ klingenden Marketingcopies und Leichter Sprache. Besonders im Marketingbereich kann es herausfordernd sein, barrierearm zu kommunizieren und gleichzeitig ansprechende, kreative Texte zu gestalten. Doch ist es tatsächlich so, dass man sich entscheiden muss? Sie meint: „Für uns ist Verständlichkeit ein Qualitätsmerkmal. Ein barrierefreier Text kann ebenso Emotionen wecken und Impulse liefern.“ Ansonsten könnte auch ein hybrider Ansatz helfen: Ein Standardtext plus barrierefreie Version in Leichter Sprache, ergänzt durch Bilder, Videos oder Audioformate, kann den Zugang für alle erleichtern.

Von Anfang an Barrierefreiheit bei der digitalen Produktentwicklung mitdenken: spart Zeit, Geld und Nerven

Alide von Bornhaupt, Co-Founderin des Studios, rät, Barrierefreiheit nicht als Afterthought zu behandeln: „Inklusive Software muss von Anfang an so konzipiert werden, dass sie für alle Nutzenden zugänglich ist“. Eine durchdachte Architektur, semantischer Code, strukturelle Navigation und die richtige Verwendung von Alt-Texten schaffen nachhaltige Barrierefreiheit. Diese Herangehensweise ermöglicht es, alte Strukturen aufzubrechen und neue, inklusive Standards zu setzen. Inklusive und doch intuitive Nutzungsführung und relevante Ansprache durch UX-Writing sind hier wertvolle Instrumente. Sind Barrierefreiheit und UX von Beginn an verbunden, werden Kapazitäten und Ressourcen gespart – also in short & salesy: 2 zum Preis von 1!  Die Umsetzung von Barrierefreiheit sollte daher Teil der gesamten Produktentwicklung, UX, Software- und Kommunikationsstrategie sein – statt am Ende “noch ein paar Tools bereitzustellen”. Sogenannte Overlays sollen Websites um eine nicht-integrierte Barrierefreiheit bereichern, doch können sie den grundlegenden Aufbau einer Website nicht verändern. Overlays lösen häufig nur oberflächliche Probleme, ohne sich den zugrunde liegenden Barrieren zu widmen und kosten zudem oft mehr Geld und Nerven.

Welche Benefits bringt Inklusion im Recruiting und bei der Mitarbeiterbindung?

Neben digitaler Inklusion setzt Noblesse Oblique stark auf technologiebasierte Lösungen im Diversity Management. In Zeiten des Fachkräftemangels bieten Unternehmen, die auf Vielfalt setzen, innovative Software-Lösungen, um veraltete Strukturen zu überwinden. Technologien, die auf eine inklusive und benutzerfreundliche Gestaltung abzielen, unterstützen eine heterogene Belegschaft und fördern eine produktive Arbeitskultur.

Ein Beispiel aus der Logistikbranche zeigt, wie speziell entwickelte Software die Vielfalt der Lagermitarbeitenden berücksichtigt – von verschiedenen Körpergrößen über Behinderungen bis hin zu unterschiedlichen Sprachleveln. Diese Technologie ermöglicht eine intuitive, barrierefreie Bedienung, die Effizienz maximiert und komplexe Arbeitsabläufe vereinfacht.

Inklusion: nachhaltige Unternehmensstrategie und Hebel für gutes Arbeitsklima

Nur wenn Inklusion fest in der Unternehmensphilosophie verankert ist und aktiv gelebt wird, können Firmen ihre Ziele erreichen.

“Hierzu müssen alle Ebenen abgeholt werden: Management, Abteilungen und Teams. Überhaupt ist die Belegschaft der Kern eines Unternehmens und sollte stets integriert, wenn nicht sogar priorisiert werden. Letztlich müssen die Mitarbeitenden überzeugt und eingebunden werden, damit Inklusion und Diversität erfolgreich umgesetzt werden können.” Hier setzt das Team auf Aufklärung in Form von eigens konzipierten Onlinekursen zur Vermittlung der Inhalte, ausgehend von einer intrinsischen Motivation durch Awareness – statt einer hierachiegeleiteten Top-Down Entscheidung. So können beispielsweise Entwicklungsteams geschult und Inklusion von Anfang an bei der Softwarekonzeption berücksichtigt werden.

Zudem bleibt zu erwähnen, dass Unternehmen, die digitale  Barrierefreiheit und Inklusion umsetzen, wirtschaftlich profitieren und Umsätze erhöhen – bedingt durch Usability, Reputation und Kundenloyalität.

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