Digital werden ist manchmal ein „Sprung ins kalte Wasser“. Wie war das bei euch?
Technischen Support für die Notfall-Ideen hatte ich nicht. Früher war ich im Online-Marketing tätig, da hatte ich gewisse Grundlagen. Außerdem war ich schon immer aufgeschlossen gegenüber Social Media und an Technik interessiert.
Vor Corona habe ich das Windelhäusla jedoch bewusst nicht digital geführt. Uns zeichnen seit jeher die enge Bindung und persönliche Beratung aus. Ein Online-Shop passte da nicht ins Konzept. E-Mail-Marketing und Facebook gab es jedoch bereits, als ich den Laden übernahm. Später habe ich einen WhatsApp-Newsfeed und einen Instagram-Account eingerichtet. All diese Kanäle kamen mir im März dann zugute, um Kontakt zu halten. Mittlerweile leben wir unseren Ansatz der persönlichen Beziehung auch digital.
Konntet ihr digital auch neue Kund*innen gewinnen?
Auf Facebook und Instagram habe ich Sponsered Posts genutzt. Über deren Nutzen kann man streiten. Viele sagen: Das bringt nichts. Ich für meinen Teil habe meine Community auf Facebook und Instagram sogar erweitert und auch wirklich Verkäufe darüber generiert. Eine Kosten-Nutzen-Auswertung habe ich allerdings noch nicht erstellt. Dafür war in den letzten Wochen schlichtweg keine Zeit.
Seit Ende April dürft ihr unter Auflagen wieder öffnen. Was heißt das für die neuen Online-Angebote?
Unseren Notfall-Online-Shop habe ich umgebaut und mit verschiedenen Aktions-Angeboten bestückt, ähnlich unserer SpieleTÜte. Unsere Kunden können weiterhin per WhatsApp vorbestellen und die Sachen dann bei uns abholen. Ich versuche so auszugleichen, dass wir ja nur eine begrenzte Anzahl an Kunden in den Laden lassen dürfen.
Alles rund um Schwangerschaft und Geburt ist sehr beratungsintensiv. Die Zeit dafür wollen wir uns auch weiterhin nehmen. Die digitale Abwicklung „einfacher“ Einkäufe wie Geschenk-Gutscheine macht das möglich.
Parallel dazu arbeite ich mit einer Agentur an einer Warenwirtschaft und einem professionellen Onlineshop – verknüpft mit einem CRM und der Digitalisierung unseres Windelhäusla-Freunde-Programms. All das war schon vor Corona geplant. Das Windelhäusla soll zukunftsfähig werden. Einige der Corona-Notfall-Maßnahmen werden sicher ihren Weg in das neue Konzept finden …
Wie schaffst du es, nicht den Mut zu verlieren?
Ich bin nach wie vor überwältigt von all der positiven Resonanz und dem Rückhalt unserer Stammkunden. Für mich persönlich hieß das furchtbar viel Arbeit. Meine beiden Kinder haben mich kaum gesehen. Glücklicherweise konnte ich in der Kinderbetreuung auf meinen Ex-Mann zählen.
Der Laden ist nicht nur meine Lebensgrundlage, sondern ein wirkliches Herzens-Projekt. Für unsere Kundinnen bin ich mal die Beraterin, mal die andere Mama, die einfach zuhört. Ich glaube fest daran, dass dieses Konzept gut, richtig und wichtig für unsere Gesellschaft ist. So etwas gibt man nicht auf.
Außerdem glaube ich, dass alles, was passiert, für irgendetwas gut ist. Auch wenn in dieser Corona-Situation zuerst nun wirklich kein Nutzen erkennbar war. Mittlerweile sehe ich es als Chance, mich weiterzuentwickeln, meine Komfortzone zu verlassen und Neues auszuprobieren. Die eine Idee wird funktionieren, die andere nicht.