Wann und wie ist „Kultur vor dem Fenster“ entstanden?
Die Idee kam mir Ende März, gut eine Woche nach Beginn des sogenannten Lockdowns. „All die Menschen in den kleinen Stadtwohnungen, die kriegen doch die Krise“, dachte ich. Auf dem Weg zum Supermarkt sah ich viele Menschen auf ihren Balkonen sitzen und war sicher: „Das ist unser Platz zum Spielen!“
Im Fürther Kulturamt stieß ich mit der Idee auf offene Ohren: Wir wollen Kultur in die Hinterhöfe, vor die Altenheime, Pflegeeinrichtungen und Mietshäuser bringen. Erste Auftritte mit Gauklerei und Musik haben Hannes Bernklau von „The Rockin' Lafayettes“ und ich im kleinen Rahmen gemacht. Wir hatten gleich ein positives Presse-Echo. Das Interesse war groß.
Gemeinsam mit Kulturamt, Ordnungsamt und Polizei haben wir dann ein Regelwerk erstellt, um das Ganze auf vernünftige Füße zu stellen. Es gab so einige bürokratische Hürden, aber letzten Endes war Fürth die erste Stadt in Deutschland, in der Live-Kultur offiziell wieder möglich wurde.
Ihr seid dann schnell gewachsen. Inwieweit hat das Digitale dabei eine Rolle gespielt?
Unsere Künstlerkollegen in Nürnberg waren begeistert: Das wollen wir auch! Auch andere Städte zeigten Interesse. Wir standen vor der Frage: Wie können wir das Web-Portal erweitern? Zum Glück war mittlerweile Katja Lachmann mit im Boot. Sie ist nicht nur Künstlerin, sondern auch Webentwicklerin. Ohne ihr digitales Know-How wäre das Projekt so nie möglich gewesen. Als zweite Stadt ging bereits am 21. April Landshut online.
Habt ihr auch auf Social Media gesetzt, um bekannt(er) zu werden?
Erstmal gab es viel „Klassische Akquise“: Telefonate, E-Mails an die zahlreichen bayerischen Kulturämter. Unsere sehr aktive Facebook-Seite kam als Bonus dazu. Und natürlich haben auch anderswo Künstlerinnen und Künstler online nach Möglichkeiten für Auftritte gesucht. Da sind einige über unsere Webseite auf uns aufmerksam geworden und haben ihren Kulturämtern vor Ort gesagt: Sowas wollen wir auch!
Das Digitale war also eine super Möglichkeit, gefunden zu werden und zu zeigen, was es bei uns alles gibt. Ohne direkte Mund-zu-Mund-Propaganda wäre es jedoch nicht gegangen.
Die Zeiten der strikten Ausgangsbeschränkungen sind momentan (noch) vorbei. Ihr habt auf die neuen Bedingungen reagiert und euer Web-Portal weiter entwickelt …
Mit „Kultur im kleinen Kreis“ möchten wir Auftritte bei kleinen Privatfeiern ermöglichen. Ein zugegeben schwieriges Unterfangen, da sich die Corona-Situation und die Bestimmungen ja täglich ändern können.
Doch an den Zugriffszahlen unseres Portals sehen wir: Die Menschen schauen regelmäßig vorbei. Das Interesse ist noch da. Es ist mittlerweile ein toller Pool mit Künstlerinnen und Künstlern aus der Metropolregion und anderen Städten entstanden.
Was sind eure Pläne für die nächsten Monate?
Momentan sind wir mit den Kulturämtern aus Fürth, Nürnberg und Erlangen im Gespräch. Unser Ziel ist, aus den drei Stadtportalen ein gemeinsames Portal für den Großraum zu entwickeln. In der technischen Umsetzung wird das in einem späteren Schritt auch heißen, die Sortierung noch nutzerfreundlicher zu machen und so weiter.