Nachhaltige IT in Nürnberg: Meetup für Green Software Development

Veröffentlicht am November 26, 2024

Nachhaltige IT in Nürnberg: Meetup für Green Software Development
Die IT-Branche steht vor einer großen Verantwortung: Rund vier Prozent der globalen CO₂-Emissionen gehen auf ihr Konto – Tendenz steigend. Jürgen Leger, Geschäftsführer bei der Tantive GmbH, und Julian Gommlich, Green Software Engineer bei DATEV eG, haben deshalb das Meetup „Green Software Development Nürnberg“ ins Leben gerufen. Mit dem Ziel, die Softwareentwicklung nachhaltiger zu gestalten, schaffen sie eine Plattform für Wissenstransfer, innovative Ideen und gemeinsames Handeln.

Warum ein Meetup für Green IT?

„Es war höchste Zeit!“, sagt Jürgen, als er über die Motivation zur Gründung des Meetups „Green Software Development Nürnberg“ spricht. In Nürnberg habe bisher ein Ort gefehlt, an dem sich Fachleute und Interessierte über nachhaltige Softwareentwicklung austauschen können. Das Meetup soll das ändern.

„Unser Ziel ist es, Unternehmen und Interessierte zu vernetzen, die sich mit nachhaltiger IT beschäftigen, und einen offenen Austausch zu fördern, um voneinander zu lernen.“ Jürgen weiß, wovon er spricht: Die Tantive GmbH hat bereits beim Green IT Day 2024 als Vorreiter agiert. Die positiven Erfahrungen dort und das große Interesse zeigten, wie wichtig eine kontinuierliche Plattform für Green IT ist.

Softwareentwicklung im Kampf gegen CO₂

Softwareentwickler und IT-Unternehmen spielen eine extrem wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel.

„V.a. weil der CO₂-Ausstoß in den nächsten Jahren tendenziell eher noch steigen wird“, erklärt Julian. Der Fokus liege darauf, eine Balance zu finden zwischen Software, die nützlich und performant, aber auch ressourcenschonend ist. Er betont, dass nachhaltige Software oft bedeute, auf unnötige Funktionen zu verzichten. Ansätze wie Green Coding helfen dabei, durch effiziente Algorithmen und optimierte Codebasen Energie zu sparen. Aber auch der gesamte Entwicklungs- und Betriebsprozess wird unter die Lupe genommen:

  • Green DevOps: Ressourcenschonende Deployments, die auf erneuerbare Energien setzen.
  • Green Operations: Effizienzsteigerung in Rechenzentren und optimierte Serverlasten.

„Ein zentraler Ansatzpunkt ist ‚Green Coding‘, das Schreiben von effizientem Code, der die benötigte Rechenleistung reduziert und damit auch weniger Energie verbraucht.“

KI: Fluch oder Segen?

Die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) sieht Jürgen ambivalent: „KI kann sowohl Fluch als auch Segen im Kampf gegen die globalen CO₂-Emissionen sein.“ Einerseits benötige das Training großer Modelle enorme Ressourcen und verursache erhebliche Emissionen.

Andererseits könne KI auch als Werkzeug dienen, um nachhaltige Prozesse zu entwickeln „KI-basierte Analysen können beispielsweise zur Optimierung von Energieverbräuchen und zur Reduzierung von Emissionen beitragen, indem sie ressourcenschonendere Prozesse identifizieren und ermöglichen.“ Zielgerichtet eingesetzt, könne KI so auch im Bereich der Softwareentwicklung eine treibende Kraft für mehr Effizienz werden.

Maßnahmen für eine nachhaltigere IT

Auf die Frage nach aktuellen Tools und Standards für klimafreundliche Softwareentwicklung antwortet Julian, dass es zwar noch keine etablierten Marktstandards gibt, aber zahlreiche praktische Ansätze bereits verfügbar sind. „Diese sogenannten Low Hanging Fruits können mit minimalem Aufwand große Effekte haben“. Zu diesen Maßnahmen zählen:

  • Abschaltung ungenutzter Systeme: Test- oder Altsysteme sollten nur aktiv sein, wenn sie gebraucht werden.
  • Dynamische Skalierung: Ressourcen sollten sich je nach Bedarf anpassen, um Überkapazitäten zu vermeiden.
  • Ressourcenfreundliche Zeitfenster: Rechenlasten können in Zeiträume verschoben werden, in denen mehr erneuerbare Energien verfügbar sind.
  • Wahl der Programmiersprache: Effiziente Sprachen und Libraries sparen Rechenzeit und Energie.

Weiterbildung als Schlüssel zum Erfolg

Ein entscheidender Faktor für Green IT ist laut Julian die Weiterbildung: „Awareness zu schaffen ist ein erster wichtiger Schritt: Entwickler müssen die Umweltauswirkungen von Software verstehen und die Relevanz ihres Beitrags zur CO₂-Reduktion erkennen.“

Mit Konzepten wie GreenX, dem Klima-Puzzle und der Checkliste zu Do's and Don’ts will das Meetup nicht nur sensibilisieren, sondern auch konkrete Handlungshilfen bieten. Besonders wichtig sei es, Green IT frühzeitig in die Ausbildung zu integrieren, so Julian:

„Beispiele wie der Green IT-Vortrag in der Webentwicklungsschulung bei DATEV oder die Green IT-Webinare an der DHBW zeigen, wie wertvoll solche Initiativen bereits sind und wie viel Potenzial in der Ausbildung liegt.”
Community und Ausblick

Community und Ausblick

Das erste Meetup am 29. Oktober war der Startschuss für eine regelmäßige Veranstaltungsreihe, die jeden ersten Dienstag im Monat stattfinden soll. 
Für 2025 sind zusätzliche Events vorgesehen, darunter ein Green Hackathon und der Green IT Day Nürnberg, der mit Workshops und Vorträgen einen größeren Rahmen bieten soll.

„Ein Meetup bietet eine unkomplizierte und inspirierende Möglichkeit, gemeinsam Erfahrungen auszutauschen, neue Impulse zu setzen und eine Gemeinschaft zu schaffen, die Green IT in der Praxis verankert“, sagt Julian abschließend.
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Sarah Grodd Projektmanagerin NUEDIGITAL