Bildung und Bildungsangebote sind aber immer ein Ausdruck des politischen Willens, häufig gepaart mit volkswirtschaftlicher Notwendigkeit. Wir werden das Problem der Digitalisierung also nicht lösen durch bloßes Warten auf das Überhandnehmen der „Digital Natives“. Das wäre, als wenn wir erwarten würden, dass alle Welt lesen kann, nur weil es zum Zeitpunkt der Geburt schon Bücher gab.
In welcher Form ist digitale Teilhabe also überhaupt gewünscht? Welche partizipativen Modelle könnten gerade durch die Digitalisierung eine völlig neue Bedeutung erfahren? Denken wir an die Verbindung von Plattformen mit dem Genossenschaftsgedanken, denken wir an DAOs, dezentralisierte Organisationen mit einer ganz anderen Form der Mitarbeiterbeteiligung, denken wir generell an dezentrale Marktmechanismen durch Blockchains o. ä., die Oligopole in Frage stellen könnten. Bis hin zu allen Fragen der Datensouveränität, die durch eine digitale „Self-sovereign Identity“ grundsätzliche „Konstruktionsfehler“ in der Struktur und den Machtverhältnissen des Web 2.0 auflösen könnten. Lauter Ansätze, mit denen sich unsere Welt durch Digitalisierung jenseits von Facebook und Google gestalten ließe. Doch wer soll diese Konzepte denken und umsetzen, wenn in unseren Schulen bereits die Lehrer im Hintertreffen sind, wie die Studie ICILS 2018 (zugegebenermaßen vor der Pandemie) zeigte: 26,2 % WLAN-Ausstattung im Vergleich zu 100 % in Dänemark, 3,2 % Ausstattung der Lehrer:innen mit digitalen Endgeräten im Vergleich zu 91,1 % in Dänemark. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen … (ICILS Studie).