Was sind deine drei Hashtags?
#futureofeducation #mindset #femaleempowerment
Du hast mit deinem Mann die SHIFTSCHOOL gegründet, die erste Akademie für digitale Transformation.
Wie bist du dazu gekommen?
Als die Idee zu unserer SHIFTSCHOOL geboren wurde, war ich gerade in Elternzeit mit unserer dritten Tochter und hatte ein Programm für Akademikerinnen in Elternzeit an der TH Nürnberg durchlaufen. Ich wollte mich mit neuen Themen und auch der Frage, was ich eigentlich im Leben erreichen will, welchen Beitrag ich leisten will, was ich gestalten möchte und wofür ich wirklich „brenne“, auseinandersetzen. Dabei kristallisierte sich auch immer mehr der Wunsch heraus, nicht mehr in ein Angestelltenverhältnis zurückzugehen. Während ich mich also viel mit mir, der Frage, wie ich künftig Vollzeitjob und drei Kinder handhaben will und dem Thema Bildung (das hatte mich seit je her stark gefesselt) beschäftigt habe, war Tobias in Berlin bei einem Startup und mitten im Thema Digitalisierung. Das Thema hatte ihn schon seit seinem MBA ein paar Jahre zuvor und seiner Zeit an der Uni in Berkeley fasziniert. Nebenbei war er Dozent für Strategie und Marketing. Eines Abends saßen wir gemeinsam auf dem Sofa und haben über ganz unterschiedliche Themen gesprochen, darüber, was wir gerne noch machen möchten in und mit unserem Leben, was gerade auch gesellschaftlich in unserem Land und weltweit passiert, was uns wirklich am Herzen liegt und wie wir unsere Zukunft gestalten möchten. Und plötzlich stand die Idee im Raum, eine Schule zu gründen, die so ganz anders war als alles, was es bisher gab. Eine Schule, auf die wir selbst auch gerne gegangen wären. Die zum Inhalt hat, was für uns zählt im Leben und was uns wichtig ist: nämlich eine Haltung zu entwickeln und einen Standpunkt einzunehmen, sich mit dem Thema Digitalisierung und neue Arbeitswelt aus verschiedensten Blickwinkeln auseinanderzusetzen, seine Komfortzone zu verlassen, mutig zu sein, Entscheidungen zu treffen, mit- und voneinander zu lernen, immer wieder neu zu lernen und auch gesellschaftlich Verantwortung zu übernehmen. Wir haben beide noch mal darüber geschlafen, weil es ja nicht ganz „ohne“ ist, mit dem eigenen Mann / der eigenen Frau ein Unternehmen zu gründen - und noch drei Kinder ernähren zu müssen. Aber schon am nächsten Tag war für uns beide klar: das machen wir jetzt einfach! Das war vor zwei Jahren – und ich würde es immer wieder so machen. Es ist einfach unser gemeinsamer Lebensentwurf, so, wie wir leben und arbeiten wollen. Dass ich ganz bewusst diese Entscheidung getroffen habe und welche tollen Möglichkeiten sie mir bietet, daran denke ich auch immer, wenn es gerade mal nicht so läuft, man kaum noch weiß, wie man alles unter einen Hut bringen soll oder man einfach gerade kurzfristig genug hat vom anderen. Denn das kommt garantiert auch mindestens einmal im Monat vor.
„Wir alle sollten das Lernen neu lernen.“ Was sind deine Tipps, um das im Alltag anzuwenden?
Da gibt es sicher ganz viele Möglichkeiten. Ich persönlich finde es spannend, sich häufiger mal aus seiner „Komfortzone“ zu begeben und sich an neue Dinge und Themen heranzuwagen: Was wollte ich schon immer mal machen, traue es mich aber nicht? Was finde ich bei / an anderen toll, kann ich aber doch „garantiert“ nicht? Welches Thema interessiert mich eigentlich schon irgendwie – aber so einen richtigen Zugang habe ich bis jetzt nichtgefunden? MACHEN! Man hat nichts zu verlieren, sondern nur zu gewinnen. Und man lernt jede Menge über sich selbst. Sich selbst und seine „Muster“ gut zu kennen und immer wieder zu hinterfragen, halte ich für extrem wichtig. Wodurch ich auch viel lerne, ist, möglichst oft Dinge in Frage zu stellen: Warum ist das so? Muss das so sein? Wie könnte ich es anders machen? Durch Nachdenken und kritisches Hinterfragen lernt man immens viel. Auch, dass man sich dadurch nicht immer nur Freunde macht. Aber erstens ist es sowieso nicht erstrebenswert, jedem zu gefallen. Und zweitens ist es ein sehr wichtiges learning, wie man damit umgeht, anzuecken und „unbequem“ zu sein.
Wie wirkt sich Digitalisierung und Social Media auf deine Arbeit aus? Welche Vorteile siehst du und welche Nachteile lauern dabei?
Nun ja, ohne Digitalisierung würde es natürlich auch unsere SHIFTSCHOOL so nicht geben. Wobei es bei uns ja tatsächlich um mehr als nur das Thema „Digitalisierung“ an sich geht – es geht vor allem um meine Haltung zu dem Thema, um meine Einstellung und wie ich mit all den Themen, die die Digitalisierung und unsere sich rasant wandelnde Zeit mit sich bringt, umgehe. Und da sind Social Media und all die digitalen Angebote, die mir mein Leben (privat und als Unternehmerin) erleichtern sollen, ja ein schönes Beispiel. Natürlich nutzen wir die Möglichkeiten, die sich dank Social Media für uns bieten - und unser Startup würde ohne digitale Tools so nicht funktionieren. Aber gerade das Social Media Thema erfordert eben auch immens viel Nachdenken, Zeit, Inhalt und nicht zuletzt Disziplin. Das lässt sich eben nicht mal schnell nebenbei erledigen und gibt einem oft das Gefühl, dass für sein Unternehmen da natürlich noch viel mehr möglich wäre. Nur auf Facebook? Ach was, Twitter, Instagram, etc – da MUSS man auch überall noch sein. Privat natürlich auch. Und da sag ich dann ganz klar: Nein. Muss ich nicht. Und es ist mir herzlich egal, ob man das „müsste“. Ich halte es für immens wichtig, sich hier einmal selbst zu beobachten und zufragen, was wirklich nötig ist, was mir und meinem Unternehmen tatsächlich etwas bringt und wie viel Zeit man gerade mit Social Media eigentlich „verplempert“, zum Beispiel, weil man ja nur mal ganz kurz schauen wollte, was auf seinen Kanälen so los ist. Schwupps ist wieder eine halbe Stunde vorbei. Ich würde mich also als generell kritische Nutzerin von Social Media bezeichnen: Ich finde es toll, was alles damit möglich ist und wie sich Menschen verbinden und austauschen können. Aber es ist verdammt nötig, sich auch kritisch damit auseinanderzusetzen und vor allem auch sein eigenes Verhalten immer wieder zuhinterfragen.
Wie hältst du dich selbst auf dem Laufenden?
Lesen. So viel und so ungestört wie möglich. Damit meine ich aber nicht so sehr das „Konsumieren“ eines Buches – sondern mich wirklich mit den Ideen, Gedanken und Thesen auseinanderzusetzen und darüber nachzudenken. Dann durch Beobachten. Ich liebe es, zu sehen, wie Menschen sich verhalten, wie sie miteinander interagieren, wie sie in bestimmten Situationen reagieren, wie sie mit Themen umgehen und wie sie an Herausforderungen herangehen. Daraus kann ich sehr viel lernen. Last but not least Zuhören. Und zwar wirklich zuhören. Was bewegt mein Gegenüber? Worüber macht er sich Gedanken? Was ist für ihn von Bedeutung – und vor allem: warum?
Was bedeutet die Community für dich?
Austausch ist extrem wichtig, gerade auch mit themenfremden Personen. Weil sie eine ganz andere Sicht auf Dinge haben und Aspekte ins Spiel bringen, die man so vermutlich noch gar nicht betrachtet hat. Und weil es einen auch immer wieder auf den Boden der Tatsachen holt und man so gezwungen ist, sich, seine Themen, seine Ansichten und auch seine Sprache immer wieder zu überprüfen. Das klingt jetzt vielleicht etwas seltsam, aber gerade in dem ganzen Digitalisierungsthema schmeißt man irgendwann fast schon automatisch so sehr mit Worthülsen und sogenannten „Buzzwords“ um sich, dass es schon fast erschreckend ist, wie schnell das geht und wie sehr man Menschen, die eben nicht in diesem Thema sind, auch einfach verschrecken kann. Bestes Beispiel: meine drei„Hashtags“ oben (allerdings klingen die auf Deutsch zum Teil auch einfach bescheuert). Es ist also immer sehr erfrischend für mich, dringend notwendig und durchaus auch sehr heilsam, über seinen Tellerrand zu blicken und den Austausch mit möglichst unterschiedlichen Menschen zu suchen.