Print versus Online

Warum Unternehmen weiterhin auf Printmagazine setzen

Printmagazine
Print versus Online
© 2017 Pixabay

14.08.2017

Der Begriff Eselsohr gehört gefühlt bereits einer anderen Generation an. Doch gerade in Zeiten der Digitalisierung freuen sich Unternehmen über jeden Seitenknick, der ihre Kunden- oder Mitarbeitermagazine ziert. Nur wer dem gedruckten Papier Aufmerksamkeit schenkt, wer die Inhalte liest, der setzt sich ein analoges Bookmark. Das wissen Unternehmen zu schätzen und investieren verstärkt in Printmedien, um Kunden und Mitarbeiter für sich zu gewinnen.

Vorbei die Zeiten, in denen das Kundenmagazin getarnter Verkaufsprospekt mit mehr oder weniger relevanten Beiträgen auf Dünndruckpapier war. Mittlerweile haben Kunden- und Mitarbeitermagazine einen Qualitätsstandard erreicht, der es mit den Hochglanzmagazinen im Kiosk locker aufnehmen kann. Redaktionell hochwertiger Content trifft dabei auf aufwendige Layouts, ansprechende Grafiken und Papier, das sich nach Wertschätzung anfühlt. Und genau darum geht es beim gedruckten Medium.

Blättern oder scrollen? Eine Frage des Inhalts

Kommunikation und Austausch finden dank Digitalisierung zunehmend online statt. Das hat viele Vorteile: Das Netz bietet nicht nur unendlich viel Platz für alles und jeden; es ermöglicht Unternehmen auch, ihre Inhalte intelligent miteinander zu vernetzen und die verschiedenen Kanäle wie Blog, Website, Facebook, Twitter und Co. für hohe Reichweiten zu nutzen. Schnelle Reaktionszeiten und Interaktion mit den Usern sind dabei aber genauso wichtig wie knackige Beiträge, die aus der Masse stechen und den Blick des Lesers an den Smartphonescreen fesseln – wenn auch nur für kurze Zeit. Die Halbwertszeit von Online-Beiträgen ist vergleichbar mit der einer Eintagsfliege. Schließlich schreien bereits die nächsten Beiträge nach Aufmerksamkeit. Ausführliche Interviews, Hintergrundberichte oder sogar Reportagen tun sich dagegen schwer, beim User zu punkten. Die Flüchtigkeit der Online-Welt und, ganz pragmatisch, der fehlende Lesekomfort auf den sehr kleinen Bildschirmen mobiler Geräte befördern lange redaktionelle Beiträge schnell ins digitale Nirvana, ohne dass sie jemals Beachtung gefunden haben. Dabei sind es gerade diese Inhalte, die über das Unternehmen und die Menschen hinter den Schreibtischen und Maschinen erzählen wollen. Erst wenn der Kunde oder Mitarbeiter versteht, wie ein Unternehmen tickt, hat er die Chance, sich mit der Marke und den Produkten zu identifizieren. Das unterstützt die Kaufentscheidung und die Bindung zum Arbeitgeber. Kaufempfehlungen oder Selbstbeweihräucherung haben hier keinen Platz. Vielmehr geht es darum, Themen aus dem Interessengebiet der Zielgruppe sinnvoll in den Unternehmenskontext zu stellen und aus neuen Perspektiven zu beleuchten.

Es geht nicht ums Unternehmen

Sehr oft arbeiten solche Magazine mit Schwerpunktthemen, die allerdings auf den ersten Blick nicht viel mit dem Unternehmen selbst zu tun haben, aber umso mehr mit den Interessen des Lesers. Themen wie Gesellschaft, Zukunft, Trends oder Umwelt beschäftigen sehr viele Menschen. Das Print-Magazin ist für Unternehmen deshalb eine gute Möglichkeit, ihre Sicht zu präsentieren und Stellung zu beziehen. Nah am Leser, am Leben und am Puls der Zeit – so könnte ein Erfolgsrezept für spannende Corporate-Magazine lauten.

Eine Seite Auszeit

Das Kunden- oder Mitarbeitermagazin ist ein wesentliches Medium, wenn es um Wertschätzung gegenüber dem Leser geht. Emotionale Geschichten, spannende Einblicke oder ganz persönliche Interviews – all das sind Inhalte, für die sich der Leser in der Regel Zeit nimmt. Mit dem gedruckten Magazin möchte das Unternehmen seinen Kunden oder Mitarbeitern etwas Besonderes schenken, etwas Gedrucktes direkt in die Hand geben – zum Anfassen, zum Blättern, vielleicht auch zum Nachdenken oder Schmunzeln, in jedem Fall aber etwas, das ihn bereichert. Schließlich schenkt der Leser dem Medium Zeit und Aufmerksamkeit.

Online bleibt auf dem Vormarsch, Print aber auch

Laut der 2016 veröffentlichten Basisstudie des Content Marketing Forums (CMF) investierten Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz rund 6,9 Milliarden Euro in Content Marketing. Davon entfallen 3,8 Milliarden Euro auf digitale Medien und rund 3 Milliarden Euro auf den Printbereich. Nicht nur die Ausgaben für digitale Onlinemedien sind im Vergleich zu den beiden Vorjahren stark gestiegen, auch in Printmedien wurde mehr investiert – Tendenz steigend. Deutlich wird aber auch, dass Print und Online am besten gemeinsam funktionieren. Entscheidend ist, welche Zielgruppe mit welchen Inhalten erreicht werden soll und welche redaktionelle Qualität diese Inhalte besitzen.

Ein Dream-Team: Online und Print

Den größten Erfolg erzielen Unternehmen, die Print und Online sinnvoll zu verbinden verstehen. Jeder Kanal verlangt seine ganz eigenen Inhalte, und nur wer versteht, wie er seine Zielgruppe mit hochwertigem Content erreichen kann, wird langfristig eine erfolgreiche Kommunikationsstrategie umsetzen. Die Vermarktung dieser Inhalte – Content Marketing – wird auch in den nächsten Jahren eine der wichtigsten Aufgaben für Unternehmen sein.

Vodafone ist ein Unternehmen, das die Digitalisierung vorantreibt. Gerade deswegen setzt Vodafone intern auch auf Print. Seit 2015 blättern die Mitarbeiter des Telekommunikationsriesen im Vmag und lesen sich durch Hintergrundberichte, Interviews und Reportagen. Ein modernes Layout und eine hochwertige Bildsprache machen das Vmag zum internen Kioskschlager.

Die Jungs und Mädels vom Onlineunternehmen Foodist beliefern mit ihren spannenden Food-Boxen monatlich ihre Kunden. In den Boxen spitzeln aber nicht nur allerhand Köstlichkeiten hervor; bei jeder Lieferung erwartet den Kunden auch ein Print-Magazin mit Hintergründen zu den mitgelieferten Produkten und pfiffigen Rezeptideen.

Auch im B2B spielt Print ganz vorne mit: Die Evonik Industries AG hat 2016 bei den Fox Awards mit ihrem Evonik-Magazin abgeräumt. Gelobt wurden die journalistisch anspruchsvollen Beiträge und die Themenauswahl. Evonik sucht den Diskurs mit seinen Lesern und geht mit Response-Postkarten in Interaktion. Die zunehmenden Abos zeigen, dass die Strategie aufgeht.