Mobilität der Zukunft

Wenn ein Auto zu viel, aber gar kein Auto zu wenig ist.

Carsharing
Carsharing
© 2017 pixabay

01.09.2017

Teilen ist das neue Haben: Carsharing-Projekte sprießen in der Metropolregion aus dem Boden

Die Zukunft der (geteilten) Mobilität wird mitnichten nur in den Metropolen entschieden. Großstädtische Lösungen finden auch in ländlichen Gebieten der Region Bewunderer. Manches Vorhaben stößt dabei auf Widerstand. Sich das Auto mit Fremden teilen? Carsharing ist ein (noch) ungewöhnlicher Gedanke – zumindest abseits der Metropolen. In ländlichen Regionen fehlt meist die kritische Masse an Menschen, die bereit sind, zugunsten eines Gemeinschaftsautos auf ihr eigenes Gefährt zu verzichten. Umso überraschender ist eine Initiative aus Oberasbach im Landkreis Fürth. Vor fünf Jahren von Tim Parth ins Leben gerufen, zieht die Idee Kreise über die Grenzen der 17.000-Einwohner-Stadt hinaus. An zwei zentralen Standorten wartet der fahrbare Untersatz: In Oberasbach und Zirndorf. Weitere Standorte, darunter im Markt Roßtal und in Stein, sind in Planung.

Die Idee des geteilten Autos greift auch in Weißenburg und Treuchtlingen um sich. Auf extra ausgewiesenen Parkplätzen beider Bahnhöfe stehen Mietautos zur Verfügung, die mit einer App direkt buchbar sind. Die Autotür lässt sich mit einer Mitgliedskarte öffnen, der Schlüssel ist im Handschuhfach deponiert. Mit der Karte kann das Angebot von „Flinkster“, einer Kooperation mit der Deutschen Bahn, deutschlandweit genutzt werden. In Absberg soll es in der kommenden Campingsaison direkt am Brombachsee das Auto zum Leihen geben. Wolfgang Fliegel, Geschäftsführer eines Autohauses, stellt den fahrbaren Untersatz. Für ihn ist das Autoteilen das „beste Modell für den ländlichen Raum“. Gerade für junge Leute, die sich kein eigenes Auto leisten können oder wollen, sei das ein guter Einstieg in die Mobilität. „Das Modell wird besser angenommen, als anfangs gedacht. Zuerst muss es aber in die Köpfe der Menschen rein.“ Es ist ein kleines Pflänzchen, das wächst. In den Startlöchern steht auch im Kreis Forchheim eine Carsharing-Initiative, getragen von der Genossenschaft „Bürger-für-Bürger-Energie“.

Ab April fährt Mann und Frau in Neunkirchen am Brand mit dem geteilten E-Auto los. Auch in der Kreisstadt Forchheim soll sich das Angebot etablieren. Nicht auf das geteilte Auto sondern den geteilten Bus setzen die Gemeinden Ipsheim, Dieterheims, Baudenbach, Gutenstetten, Diespeck und Neustadt/Aisch. Bürger können sich damit sogar bis vor die Haustüre fahren lassen. Allerdings kostet dieser Service einen Extra-Zuschlag. Für gewöhnlich hält der eine Stunde zuvor bestellte Rufbus bis in den frühen Abend selbst dort, wo es bisher noch keine Haltestelle gab. Die Senioren fahren damit zum Arzt, Jugendliche zum Sport-Training. Tragfähig machte das Angebot erst die kommunale Zusammenarbeit „NeuStadt und Land“. Diese kommunale Allianz ist Teil des „Integrierten ländlichen Entwicklungskonzepts“, gefördert vom Amt für ländliche Entwicklung. Anmerkung: Eine längere Version des Artikels ist in den Nürnberger Nachrichten erschienen.